Freileitungsmast hinter Bäumen. Foto: Martin Böhnke-Kammerlander

Wechselwirkungen

Bei der Beschreibung der Wechselwirkungen geht es um die Wirkungen, die durch eine gegenseitige Beeinflussung der Schutzgüter entstehen.

Grundsätzlich stehen die einzelnen Schutzgüter in vielfältigen Wechsel­beziehungen zu- und miteinander. Die folgenden Beispiele sollen das verdeutlichen:

  • Das Schutzgut Mensch steht in vielfacher Beziehung zu den übrigen Schutzgütern. So sind die Schutz­güter Luft und Klima, Boden und Wasser die Lebens­grundlage für alle Lebe­wesen aber unter anderem auch für die Rohstoff­gewinnung sowie die Ver- und Entsorgung von Trink- und Brauch­wasser bedeutend.
  • Die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt stehen in verschiedenen Beziehungen mit den Schutzgütern Boden, Wasser und Landschaft. Die Landschaft dient der Lebens­raum­struktur. Wasser und Boden stellen sowohl Leben­sraum, als auch Lebensgrundlage dar, so dass Eingriffe oder bau- und anlagenbedingte Wirkungen (zum Beispiel Auswirkungen auf das Nahrungs­angebot) die Größe des Lebens­raumes sowie den Boden- und Wasser­haushalt haben und damit zum Beispiel das Arten­vorkommen verändern können.
  • Die Schutz­güter Boden und Wasser stehen ebenfalls in enger wechsel­seitiger Beziehung zueinander, da sich das Puffer- und Speicher­vermögen sowie die Durchlässigkeit des Bodens für Gase und Flüssigkeiten (sogennante Permeabilität) direkt auf den Grund­wasser­haushalt auswirken. So verändert eine Versiegelung des Bodens nicht nur den Boden selbst, sondern hat zur Folge, dass die Abfluss- und Grund­wasser­neu­bildungs­funktion in diesem Bereich eingeschränkt oder gar verhindert wird. Nieder­schlags­wasser kann zum Beispiel bei einem durch Bauten versiegelten Boden nicht versickern und fließt ab. Änderungen des Bodenwasserhaushaltes können bei bestimmten Böden (zum Beispiel Moorböden) auch die Freisetzung von Treibhausgasen zur Folge und damit Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft haben.
  • Wenn Gehölzstrukturen geändert, zum Beispiel gerodet werden, wirkt sich dies einerseits auf das Schutzgut Landschaft aus, indem es das Land­schaftsbild und die Lebens­raum­strukturen anders gestaltet. Andererseits hat es auch weitreichende Folgen für die Schutzgüter Wasser und Boden, da hierdurch, zum Beispiel die Verdunstung von Wasser der Tier- und Pflanzen­welt, sowie der Boden­oberfläche (sogennante Evapo­transpiration) verändert wird. Dies kann auch direkte Auswirkungen auf die mikro­klimatischen Bedingungen vor Ort haben, zum Beispiel durch Veränderung der Verdunstung, Versickerung und des Abflusses von Nieder­schlägen.

Diese beispielhaften Verflechtungen der Schutzgüter zeigen, dass sich die umwelt­bezogene Bewertung nicht nur auf einzelne Umwelt­medien erstreckt, sondern auch die Wechsel­wirkungen innerhalb der Schutzgüter sowie die Auswirkungen auf die Umwelt als Ganzes einschließt, dies wird auch als ökosystemarer Denk­ansatz bezeichnet. Es können jedoch noch viel weitreichendere Wechsel­beziehungen bestehen, die nicht hier aufgeführt werden können.

Stand: 28.09.2020